Am 23. Februar machten sich unsere Erasmus Plus-Schüler zusammen mit Herrn Sundermann und Frau Sieber auf die Reisen nach Estland, der zweite Ausflug im Rahmen unseres Erasmus Plus-Projekts mit drei anderen europäischen Partnerschulen. Hier ein Reisebericht von Herrn Sundermann:
Tag 1:
Nach der Landung in Tallinn trafen wir dort die Kollegen und Kolleginnen der Partnerschulen aus Paderborn und Roldan, Murcia (Spanien). Bei strahlendem Sonnenschein und Temperaturen zwischen 2 bis 3 Grad wurden wir von Schülerinnen und Kolleginnen unserer Gastschule, dem Gümnaasium Võru, durch die Altstadt von Tallinn geführt.
Tag 2:
Der 24. Februar ist der Nationalfeiertag bzw. Unabhängigkeitstag des Landes und wurde in der Stadt mit einer festlichen Militärparade begangen. (Ein Foto zeigt die estländische Präsidentin Kersti Kaljulaid im gelben Mantel beim Abschreiten der Truppen). Überall Familien, Kinder und Besucher mit Fähnchen in den estländischen Nationalfarben Blau, Schwarz und Weiß.
Nach gemeinsamen Lunch bei Vapiano trat die Gruppe die dreistündige Busreise nach Võru an, im Südosten des Landes gelegen, aber vorher machte sie am Stadtrand von Tallinn Halt an der eindrucksvollen Gedenkstätte für die Opfer der kommunistischen Herrschaft während der Jahre 1940 bis 1991. Die Busreise führte durch eine weiter flache Landschaft unterbrochen von Kiefern- und Birkenwäldern. Die estländischen Schüler spielten Volksmusik, aber oft in modernen, fetzigen Arrangements.
Der Tag endete mit einem feierlichen gemeinsamen Essen im Kubija Hotel in Võru, wo die Gruppen während ihres Aufenthaltes in Estland untergebracht sind. Nach dem Essen wurde Präsente ausgetauscht und interessante Gespräche geführt.
Gedenkstätte Gedenkstätte
Tag 3:
Am Dienstag konnten wir die sehr attraktive Schule, das Gümnaasium Võru, kennenlernen und besichtigen. Es liegt zentral im Ort am Marktplatz und hat wunderschöne, helle und moderne Räumlichkeiten. Die hiesige Tradition schreibt vor entweder Hausschuhe oder auf Socken im Schulgebäude zu laufen.
Nach einem kleinen Stadtrundgang und Tanz- und Musikvorführungen auf höchstem Niveau gab es die Präsentationen der vier beteiligten Schulen zum Thema ‘Every Picture tells a Story’. Wichtige Historische Ereignisse der Landesgeschichte sowie das Verhältnis des eigenen Landes zur EU wurde mit Hilfe von ausgewählten Bildern und Karikaturen präsentiert.
Präsentationen Beim Badesee in Võru Unsere Partnerschule Badesee in Võru
Tag 4:
Am folgenden Tag stand ein Ausflug in die zweitgrößte Stadt des Landes, Tartu, an. Wir brachen früh mit dem Bus auf, um die Strecke von ca 70 km zurück zu legen. Über Nacht hatte es einen Wetterwechsel gegeben und die Landschaft präsentierte sich nun weiß nach Schneefällen. In Tartu erhielten wir eine Führung, die uns die bewegte Geschichte dieser lebendigen Universitätsstadt darbot. Der Schnee und Schneeballgefechte boten dabei zwischendurch immer wieder Kurzweil. Ernst und bedrückend war der darauf folgende Besuch in den KGB-Zellen, die im Keller eines Verwaltungsgebäudes zu besichtigen sind und eine Ausstellung beherbergen über das Schicksal der Esten unter der Herrschaft der Sowjetunion von 1940 bis 1991; dabei machten uns besonders die Dokumente der Zwangsdeportationen während der Stalinzeit nach Sibirien sehr betroffen.
Auf dem Rückweg hielten wir am estnischen Nationalmuseum, wo wir eine Führung durch dieses hochmoderne Museum mit einer außergewöhnlichen architektonischen Gestaltung erhielten. Es präsentiert die Geschichte des Landes aus der Perspektive des Volkes, der ‘einfachen’ Bewohner des Landes von den Anfängen bis zur Gegenwart. So sahen wir den Schreibtischstuhl und Computer des estnischen Erfinders von Skype, selbstgebastelte Rasenmäher aus der Sowjetzeit, als Not erfinderisch machte, sowie ein wohlerhaltenes Skelett mit Grabbeilagen einer estnischen Dame nobler Herkunft. Wir konnten in der linguistischen Abteilung mit einer Maschine spielen, welche die typisch estnischen Vokale reproduziert und Muster von Textilen in musikalische Kompositionen verwandeln. Den Abschluss bildete das Exponat des Originals der ersten estnischen Flagge aus dem 19. Jahrhundert, gefertigt von einer Studentenverbindung und erfolgreich versteckt während der SU Zeit.
Das Original der ersten estnischen Flagge Selbstgebastelter Rasenmäher aus der Sovjet-Zeit
Tag 5:
Am Donnerstag, dem letzten Tag unseres Aufenthaltes, stand ein Besuch mit Führung in der Vastseliina Burg und Kapelle an: ein bedeutender Pilger- bzw. Wallfahrtsort des Mittelalters. Inzwischen hatte sich die Landschaft über Nacht in ein Art ‚Winterwonderland‘ verwandelt und wir kamen mit Glück ohne Schwierigkeiten mit Bus zu der Sehenswürdigkeit hin und auch knapp zurück. Am Nachmittag sahen die Schüler einen preisgekrönten Film mit dem Titel ‘The little Comrade ‘. Er erzählt die Geschichte einer jungen Familie während der Stalinzeit in Estland Anfang der 50. Jahre aus der Perspektive eines vielleicht 6-jährigen Kindes.
Das Erasmus-Treffen lief aus mit einer abschließenden Gruppenarbeit und Präsentationen der Schüler zum Thema des Projekts und einer Auswertung der Woche. Gleichzeitig trafen sich die Lehrer der beteiligten Schulen und besprachen Thema und Termine für das nächste Treffen in Roldan, Murcia, Spanien im November. Die beteiligten Schulen machten eine kleine Präsentation von Blumen und kleinen Geschenken an die estnischen Kolleginnen und ihren beispiellosen Einsatz und Gastfreundlichkeit.
Tag 6: Rückreise!