Projekt Grüne Schule auf dem Eurocampus in Dublin
I. Entstehung des Projekts und erste Erfolge
Die Initiative ging im Jahr 2010 von der Kommune Dún Laoghaire aus, einem kleinen Vorort südlich von Dublin: Irische Schulen sollten grüner und umweltfreundlicher werden, d.h. junge Menschen sollten ein nachhaltiges Bewusstsein zum Schutz der Umwelt entwickeln. Begleitet wird das Projekt vom irischen Amt für Denkmalpflege, dem An Taisce, auch der/die Umweltbeauftragte ist in das Projekt eingebunden. – Als Belohnung dafür, dass eine wichtige Etappe auf dem Weg zum Schutz der Umwelt bewältigt wurde, werden erfolgreichen Schulen für beispielhaftes Umweltengagement Grüne Flaggen verliehen, und zwar für folgende Umweltbereiche:
- Flagge: Müll und Wiederverwertung (erreicht 2011)
- Flagge: Energiesparen (erreicht 2013)
- Flagge: Wasser (erreicht 2015)
- Flagge: Verkehr und Transport (derzeit in Arbeit)
- Flagge: Biodiversität
Herr Sundermann, Bürger der Hafengemeinde Dún Laoghaire und Sekundarschulkollege an der St. Kilian´s Deutschen Schule in Dublin, griff diese Initiative des Umweltamtes auf und durch seine Initiative sowie die äußerst engagierte Mitarbeit von Frau Kavanagh und den Grundschullehrerinnen Frau Kempe und Frau Dobey begann auf dem Eurocampus, in den auch die Französische Schule integriert ist, ein Grüner Campus zu entstehen. Tatkräftig unterstützt wurde das Projekt von Felix Albrecht, der als Freiwilliger ein Jahr an der DS Dublin verbrachte. Und weil St. Kilian´s Deutsche Schule im internationalen Schmelztiegel Dublin angesiedelt ist, arbeiteten schon bald Jugendliche aus vielen Ländern und Kulturen in ihrer Freizeit enthusiastisch miteinander und wetteiferten, ihre Ideen für eine lebenswerte Zukunft zu realisieren: Mittlerweile konnten die ersten beiden Flaggen in einer feierlichen Zeremonie mit großem Stolz entgegengenommen werden: 2012 freuten sich die Schüler über die erste Grüne Flagge für große Erfolge im Bereich Mülltrennung und 2013 über die zweite Grüne Flagge für vorbildliche Erfolge im Bereich Energiesparen.
2. Integration des Projekts in die Schulentwicklung – Ziele der Grünen Schule
Die Grüne Schule wurde als wichtiges Ziel in die Schulentwicklung aufgenommen: So wurde eine Policy, d. h. eine Verfassung der Grünen Schule, ausgearbeitet, die ebenso wie der Verhaltenscodex an der Schule oder die Anti-Mobbing-Agenda einen verbindlichen Orientierungsrahmen für die Schulgemeinde darstellt. Konkrete Action Plans ergänzen die Policy. Folgende umfassenden Grundsätze und Ziele leiten die Bewegung zum Schutz der Umwelt: An der St. Kilian´s Deutschen Schule sollen alle Mitglieder der Schulfamilie ein Bewusstsein für nachhaltiges Handeln zum Schutz der Umwelt entwickeln. Dieses Handeln beginnt zunächst in der überschaubaren Schulwelt und greift dann über diese hinaus. Wichtig ist auch, dass die Schüler an Entscheidungen im Schulbereich mitwirken und Verantwortung für ihre Umgebung übernehmen. Sie diskutieren und finden plausible Argumente, mit denen sie andere überzeugen können, sie leiten Versammlungen und sorgen dafür, dass Aufgaben ausgeführt und Zeitpläne eingehalten werden. Durch ihre Mitwirkung in der Grünen Schule lernen die Schüler auch sich und ihre Arbeit zu organisieren, sie gewinnen Selbstvertrauen und erfahren, dass sie etwas Sinnvolles bewirken können. Und schließlich erfährt sich der Eurocampus als Einheit, Schüler aus unterschiedlichen Schulen und Stufen, die Schulleitung, Lehrer, das Verwaltungs- sowie Reinigungspersonal arbeiten gemeinsam an einem wichtigen Ziel.
3. Die Arbeitsweise und das Komitee als das Herz der Grünen Schule
Seit 2011 arbeiten mit Herrn Sundermann und Frau Kavanagh Schüler in der Sekundarschule auf freiwilliger Basis in den Pausen und in ihrer Freizeit in einem Management-Komitee regelmäßig zusammen. Inzwischen werden sie von weiteren Kollegen unterstützt. Das Komitee ist weitgehend schülergeleitet und für die Schüler aller Jahrgänge offen. Hier wird überlegt, welche Maßnahmen in welcher Reihenfolge ergriffen werden sollen: Ein Logo wurde entwickelt, Experten aus Öko-Organisationen werden eingeladen, die Teilnahme an Öko-Konferenzen außerhalb der Schule und Workshops werden geplant, Fragebögen entworfen, Wettbewerbe sowie die jährlich stattfindende Grüne Woche werden organisiert und Informationsstrategien für die Schulfamilie entworfen. Die Schüler weiten ihr Engagement auch auf außerschulische Bereiche aus und bauen Brücken zu ihrem Stadtteil, zum Beispiel nehmen sie an der irischen National Spring Clean- Aktion teil und reinigen Plätze, die besonders verschmutzt sind. Auch Gäste werden eingeladen und sensibilisieren die Schüler der Grundschule zum Beispiel auf Musikveranstaltungen mit Liedern zum Thema Umwelt. Oder ein Künstler zeigt, wie aus alten Blechdosen Fische gebastelt werden können. Im Jahrbuch oder auf der Schul-Homepage werden Eltern und die interessierte Öffentlichkeit zweisprachig informiert. Auch an der Grundschule bildete sich ein Freiwilligenkomitee, das genauso eifrig wie die Schüler in der Sekundarschule am gemeinsamen Schul-Projekt mitarbeitet.
In Irland gibt es an den meisten Sekundarschulen ein sogenanntes Transition Year: In der 10. Jahrgangsstufe wird weitgehend auf Noten verzichtet, die Schüler arbeiten in Modulen projektorientiert und haben die Möglichkeit herauszufinden, wo ihre Stärken liegen. Die Schüler dieser Jahrgangsstufe werden aufgefordert, besonders intensiv mitzuarbeiten.
4. Welchen Verlauf nahm das grüne Projekt?
Zunächst wurde eine Bestandsaufnahme in der Schule vorgenommen, dann wurden Maßnahmen diskutiert und Entscheidungen getroffen: Der Inhalt von Mülleimern wurde zunächst gewogen und analysiert und eine Mülltrennung beschlossen: als Folge des Projekts Grüne Schule gibt es eine blaue Tonne für Papier sowie eine Komposttonne. Plastikmüll und Batterien werden separat gesammelt. Die unterschiedlichen Tonnen wurden gekennzeichnet, damit sie nicht verwechselt werden können und alle Mitglieder der Schulfamilie wurden informiert. Dadurch entstand ein neues Bewusstsein und die Schüler wachten selbst über die Einhaltung der von ihnen aufgestellten Regeln. – Und die gemeinsamen Anstrengungen wurden belohnt: Im Jahr 2012 wehte am Eingang des Eurocampus die erste Grüne Flagge. Schließlich wurde der Bereich Energiesparen in Angriff genommen: Als Resultat der Arbeit der Grünen Schule wurden zum Beispiel in den Klassen Thermometer aufgehängt und Thermostate an die Heizungskörper montiert. Das Komitee veranstaltete auch eine Schulparty, bei der auf jegliche Energie von außen verzichtet wurde: In einer Oase der Stille erleuchteten Kerzen den Raum und Schüler produzierten selbständig Musik – ohne Verstärker. Und Grundschüler recycelten: Sie bastelten aus Dosen Schmuck. So konnte im Jahr 2013 die begehrte zweite Grüne Flagge verliehen werden.
Das nächste Etappenziel bildet die Grüne Flagge im Bereich Wasser. Im Moment beschäftigen sich die Schüler mit Wassersparmaßnahmen und mit der Problematik der Überfischung – besonders vor Irlands Küsten: Auf dem traditionellen Weihnachtsbasar informierten engagierte Schüler Mitglieder der Schulgemeinde sowie Besucher und forderten sie zum Handeln auf.
5. Evaluation und Ausblick in die Zukunft
Inzwischen ist der Eurocampus deutlich grüner geworden, eine Sensibilisierung ist für die Mitglieder der Schulgemeinschaft klar zu erkennen, die Aktivitäten des Komitees prägen nicht nur die Herzen und den Verstand, sondern auch optisch den Lebensraum Schule, wenn zum Beispiel Lehrer im Kopierraum aufgefordert werden, Arbeitsblätter auf zwei Seiten zu bedrucken oder im Klassenzimmer von Frau Kavanagh eine riesige gespendete Regentonne auf ihren Einsatz wartet. – Eine wichtige Aufgabe stellt nun neben der Einführung neuer Maßnahmen die Sicherung des Erreichten, d. h. die Nachhaltigkeit dar. Funktioniert zum Beispiel die Mülltrennung noch gut? Ist die Nachhaltigkeit auch wirklich gesichert? Und wie kann die immense Arbeitsbelastung durch das Projekt bewältigt werden, wie können weitere Mitarbeiter gewonnen werden, die sich die Arbeit teilen und den Enthusiasmus der Schüler aufgreifen und helfen, eine Brücke zu einer geschützten Umwelt und damit zu einer lebenswerten Zukunft zu bauen.
Gabriele Adelberger
The Green school Committee (2013/2014).
Khaled Al- Sayegh (8C), Lucy Revington, Juliette Douet, Sophie Linanne (8A), Joanne Harnett (8C), Cloddagh Scott ( 9C), Jordan Brown (8A), Ciara Connolly (8A), Sash Kelly (8A), Lia Schaffer (8C), Sasha Kelly (8C), Katie Clissmann ( from right to left). In absentia: Tom Simms (7C), Daniel Lynch (7B), Sebastian Bals (8C)Islam Ismail (8A)
Lehrerkomitee der Grünen Schule St. Kilian’s – von links: Lisa Dobey, Sarah Kavanagh, Nicola Rees, Helmut Sundermann, Esther Luttig